Aus meiner Erfahrung als Berater und Interim-Manager kann ich sagen, dass viele Unternehmen unter einem schleichenden Niedergang leiden und Schritt für Schritt in ein gefährliches Fahrwasser geraten. Ein Dilemma, aus dessen Sog man nur schwer wieder herauskommt.
Ich höre dann von den Mitarbeitern oft gleichlautende Klagen im Tenor: Früher war alles viel besser...
Ursachen für eine unzureichende Entwicklung des Unternehmens sind oft eine fehlende Markt- und Kundenorientierung, denn gerade hier sind die Veränderungen neben dem Bereich der Technologien am größten. Durch das Internet und die Massennutzung mobiler Endgeräte haben sich Kundenverhalten und –erwartungen grundlegend geändert. Diesen Veränderungen wird in den Unternehmen oft nicht genügend Rechnung getragen. Es fehlen wirksame Zielvorgaben und Produktstandards ebenso, wie abgeglichene persönliche Zielvorgaben. Diese werden oft nur einmal im Jahr festgelegt und bei Veränderungen den Unternehmenszielen nicht angepasst. So wächst mit den Jahren unbemerkt und unbehindert der Berg unterhalb der Oberfläche. Zu fehlender Intelligenz und Innovation kommen hohe Kosten, Entscheidungsträgheit, massenhaft nicht wertschöpfende Tätigkeiten, Organisationsprobleme, zu viele Schnittstellen und all das bedeutet: schlecht funktionierende Prozesse. Daraus resultieren wiederum hohe Lagerbestände, ebenfalls hohe jährliche Abwertungen, da Teile bzw. Waren schon lange im Haus sind, schlechte Produktqualität, lange Lieferzeiten – und letztlich kümmerliche Ergebnisse und unzufriedene Kunden. So etwas spricht sich auf dem Markt schnell herum – besonders im digitalen Zeitalter, in dem alle mit allen vernetzt sind.
Für solche negativen Entwicklungen gilt es, die Ursachen möglichst schnell zu finden und anzusprechen. Viele Probleme liegen im Personalbereich: falsch ausgewählte Mitarbeiter oder scheidende Führungskräfte, die das Wissen wie einen Computer mit sich wegtragen – leider ohne die Möglichkeit, alles abzuspeichern. Wobei wir in der deutschen Wirtschaft auch vor einem Generationenproblem stehen. Zum einen gehen die geburtenstärkeren Jahrgänge in den Ruhestand, zum anderen vermisst man den „Drive“ von „früher“ – als alles noch besser war. Solche oft langjährig wachsenden Missstände wirken wie das Untere eines Eisbergs: Sie sind eine schlummernde Gefahr unter der Oberfläche, die Unternehmen träge und unfähig für Veränderungen machen. Es ist oft einfacher, in den eingetretenen Pfaden zu bleiben, als Probleme mutig dort anzupacken, wo sie entstehen.
Die Fähigkeiten, einen Traum in eine Idee umzuwandeln, eine Strategie dafür zu entwickeln, Produkte und schließlich Absatz daraus zu generieren, müssen immer wieder neu erlernt werden. In diesem Zusammenhang habe ich auch beobachtet, dass es oft am Willen fehlt, dem Nachwuchs grundlegende Dinge beizubringen – nach dem Motto: Ich habe hier genug getan, es reicht.
Den Eisberg unterhalb der Oberfläche zum Schmelzen zu bringen, ist im Grunde einfach: Es helfen Konzentration auf das Wesentliche, richtig ausgewählte Geschäftspartner und Mitarbeiter mit den richtigen Qualifikationen einzustellen, denen man entsprechende Anreize gibt. Dann gelingen Ideenfindung und Umsetzung und damit auch Erfolge. Probleme können in der Regel nicht mit den gleichen Köpfen beseitigt werden, mit denen sie entstanden sind.
Den Herausforderungen der voranschreitenden Zeit sollten sich Unternehmen frühzeitig stellen, um Misserfolge und schlechte Zahlen oder gar die Minimierung des Vermögens zu vermeiden.
Erste Hilfe zur Vermeidung des Eisberg-Syndroms:
Natürlich sind ein aktueller und guter Businessplan, die Kontrolle der GuV, eine Liquiditätsplanung, sowie eine Investitionsplanung, deren Ergebnisse (ROI) regelmäßig geprüft werden, grundlegend für den kontinuierlichen Unternehmenserfolg – allein durch den „Glauben“ ans Gute geht es nicht. Die Optimierung des operativen Bereiches im Unternehmen als Basis für gute Ergebnisse ist die Voraussetzung für eine positive Zukunft – auch und besonders im digitalen Zeitalter.
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